Klosterneuburg - Augustiner Chorherren-Stift, Babenberger Stammbaum
(1489 bis 1492)


Stiftsmuseum

Der Babenberger Stammbaum entstand nach der Heiligsprechung Leopolds III. (1485), um dem Volk den Heiligen und seine Familie nahezubringen. Das riesige Gemälde wurde vom Stift Klosterneuburg in Auftrag gegeben und war ursprünglich im Kreuzgang nahe dem Grab des Heiligen aufgestellt.

Die historische Grundlage des Gemäldes bildete die Arbeit des aus Ravensburg gebürtigen Gelehrten und späteren Wiener Domherrn Ladislaus Sunthaym, den das Stift im Zusammenhang mit dem Kanonisationsprozess beauftragt hatte, eine Geschichte über Markgraf Leopold und seine Familie zu verfassen. Sunthaym unternahm für seine Geschichte der Babenberger umfangreiche Quellenforschungen und Studienreisen. Seine Arbeit gilt als bedeutende wissenschaftliche Leistung. Die von ihm erfundenen Beinamen der Babenberger sind zum Teil heute noch gebräuchlich. Nach seinem Manuskript wurde die Geschichte der Babenberger in dem großen Stammbaum bildlich umgesetzt. 1491 erschien die Arbeit Sunthayms im Druck und ist die erste gedruckte Landesgeschichte Österreichs. Im selben Jahr wurde der Text zur Illustration des gemalten Stammbaums auf acht Pergamentblätter (je 810 x 630 mm) geschrieben und prächtig illuminiert. Die Sunthaym-Tafeln wurden im Kreuzgang nahe des Stammbaums aufgehängt und sollten zur Erklärung des großen Stammbaums dienen.

Die 1489 begonnene Arbeit am Stammbaum wurde 1492 beendet. Es waren mindestens drei Maler am Werk, von denen Hans Part auch namentlich überliefert ist. Der Mittelteil des Triptychons zeigt die Männer der Babenberger auf 27 Rundbildern, die nicht als Einzelfiguren, sondern in Szenen aus ihrem Leben dargestellt sind, was einzigartig ist. Auf den beiden Seitenflügeln sind die Frauen der Babenberger abgebildet, die in Halbfiguren aus Blütenkelchen wachsen. Von besonderer Bedeutung ist Markgräfin Agnes auf dem rechten Flügel, die ein Modell der Stiftskirche Klosterneuburg in der Hand hält, auf dem das erst in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts freigelegte romanische Westwerk erkennbar ist.

(Quelle: Der heilige Leopold - Landesfürst und Staatssymbol, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 155, 1985, S. 297ff.)
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